Im Sport und Alltag kursieren viele Mythen rund um Schmerzen und Verletzungen:
„Wenn ich Schmerzen habe, bin ich verletzt.“
„Ohne Schmerzen bin ich gesund.“
„Mit Schmerzen kann ich nicht leistungsfähig sein.“
Doch die Realität ist viel komplexer – und unser Gehirn spielt dabei eine größere Rolle, als viele denken.
Viele glauben, dass Schmerzen immer ein Zeichen für eine Verletzung sind. Doch aktuelle Studien zeigen:
Schmerz und Verletzung sind nicht immer dasselbe!
Du kannst Schmerzen haben, ohne dass eine strukturelle Verletzung vorliegt (z.B. Rückenschmerzen ohne Bandscheibenvorfall, Knieschmerz ohne sichtbare Schädigung) (Brinjikji et al., 2015).
Umgekehrt kann es sein, dass eine Verletzung (z.B. Meniskusriss im MRT) vorliegt, du aber keinerlei Schmerzen spürst oder funktionell voll belastbar bist (Horga et al., 2020).
Wichtig:
Schmerz ist ein Warnsignal des Gehirns – aber kein eindeutiger Beweis für eine Verletzung.
Auch die Annahme, dass nur schmerzfreie Menschen leistungsfähig sind, hält sich hartnäckig.
Viele Sportler:innen sind trotz Schmerzen voll funktionsfähig.
Umgekehrt gibt es Menschen ohne Schmerzen, die trotzdem Bewegungseinschränkungen oder Dysfunktionen haben.
Studien zeigen:
Funktionalität und Schmerz sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Entscheidend ist, wie du mit Beschwerden umgehst und wie dein Körper auf Belastung reagiert (3).
Unser Gehirn ist der zentrale Schaltpunkt für Schmerz, Heilung und Leistung.
Placebo-Effekt: Positive Erwartungen können Schmerzen lindern und Heilungsprozesse beschleunigen – sogar nach Scheinoperationen oder mit wirkstofffreien Medikamenten (Benedetti et al., 2024).
Nocebo-Effekt: Negative Gedanken („Das wird nie wieder gut!“) können Schmerzen verstärken oder Heilung verzögern.
Mentale Einstellung entscheidet:
Wer an seine Genesung glaubt und positiv denkt, hat nachweislich bessere Ergebnisse – sowohl bei Schmerzen als auch nach Verletzungen (Louw et al., 2016).
Schmerz ohne Verletzung:
Eine groß angelegte Studie zeigte, dass bis zu 40% der Menschen mit Knieschmerzen keine strukturellen Schäden im MRT hatten (1).
Verletzung ohne Schmerz:
Bei routinemäßigen MRTs von Sportlern fanden Forscher häufig Meniskusrisse oder Bänderveränderungen – ohne dass die Betroffenen je Beschwerden hatten (1).
Placebo-Effekt:
Scheinoperationen am Knie führten in Studien zu ähnlichen Verbesserungen wie echte Eingriffe – allein durch die Erwartung der Patient:innen (4).
Mentale Stärke:
Positive Gedanken und gezieltes Mentaltraining verbessern nicht nur die Schmerzbewältigung, sondern auch die sportliche Leistung (5).
Schmerz ist nicht gleich Verletzung.
Verletzung ist nicht gleich Funktionsverlust.
Dein Gehirn ist der stärkste Muskel für Heilung und Leistung.
Lass dich nicht von Mythen und Halbwissen verunsichern. Höre auf deinen Körper, aber auch auf deinen Kopf – und nutze die Kraft positiver Gedanken, um dein volles Potenzial auszuschöpfen.
Im nächsten Blogpost: Warum Schonung selten die beste Lösung ist – und wie Bewegung zur Heilung beiträgt!
Niklas Fricke ist Personal Trainer und Experte für Kniegesundheit mit Fokus auf schmerzfreie Leistungsfähigkeit. Er unterstützt sportlich aktive Menschen in Hamburg dabei, Verletzungen vorzubeugen und ihre Knie langfristig stark zu halten. Mit Qualifikationen als Pain-Free Knee Performance Specialist, Medical Fitness-Coach und Precision Nutrition Coach verbindet Niklas fundiertes Wissen mit praktischer Erfahrung. Seine eigene Geschichte mit Knieproblemen motiviert ihn, individuelle und nachhaltige Trainingslösungen zu entwickeln. Niklas ist außerdem Gastgeber des KneeVit Podcasts, in dem er kompakte, praxisnahe Tipps für junge Sportler teilt.
Brinjikji, W., Luetmer, P. H., Comstock, B. A., Bresnahan, B. W., Chen, L. E., Deyo, R. A., Halabi, S., Turner, J. A., Avins, A. L., James, K., Wald, J. T., Kallmes, D. F., & Jarvik, J. G. (2015). Systematic literature review of imaging features of spinal degeneration in asymptomatic populations. American Journal of Neuroradiology, 36(4), 811–816. https://doi.org/10.3174/ajnr.A4173
Horga, L. M., Hirschmann, A. C., Henckel, J., Fotiadou, A., Di Laura, A., Torlasco, C., D’Silva, A., Sharma, S., Moon, J. C., & Hart, A. J. (2020). Prevalence of abnormal findings in 230 knees of asymptomatic adults using 3.0 T MRI. Skeletal Radiology, 49(7), 1099–1107. https://doi.org/10.1007/s00256-020-03394-z
Nunley, B., Mulligan, E. P., Chhabra, A., Fey, N. P., & Wells, J. (2023). Relationships between self‑perceived and clinical expression of pain and function differ based on the underlying pathology of the human hip. BMC Musculoskeletal Disorders, 24(1), Article 635. https://doi.org/10.1186/s12891-023-06768-1+
Benedetti, F., Arduino, C., Shaibani, A., & Thoen, W. (2024). Creating placebo nonresponders in the lab. The Journal of Pain, 25(4), 962–973. https://doi.org/10.1016/j.jpain.2023.10.017
Louw, A., Zimney, K., Puentedura, E. J., & Diener, I. (2016). The efficacy of pain neuroscience education on musculoskeletal pain: A systematic review of the literature. Physiotherapy Theory and Practice, 32(5), 332–355. https://doi.org/10.1080/09593985.2016.1194646