Kniebeschwerden sind keine Seltenheit – doch sie bedeuten nicht das Aus für dein Training. Schmerz ist ein Signal, das dich zu Anpassungen auffordert, nicht zur Aufgabe. Mit gezieltem Management, cleverer Trainingsplanung und passenden Modifikationen kannst du Fortschritte machen, ohne deine Gesundheit zu gefährden. In diesem Blogpost erfährst du, wie du trotz Beschwerden sicher, effektiv und langfristig belastbar trainierst.
Nicht jeder Schmerz ist gleich:
Stechender Schmerz: Warnsignal für akute Verletzung – Training sofort anpassen oder pausieren.
Dumpfer, nagender Schmerz: Typisch für Überlastung, Sehnen- oder Gelenkprobleme – Belastung anpassen, gezielt kräftigen.
Taubheit, Kribbeln: Hinweis auf Nervenbeteiligung – unbedingt medizinisch abklären lassen.
Schmerz ist ein Hinweis, keine Strafe. Ziel ist es, die Ursache zu erkennen und das Training daran anzupassen, nicht komplett auszusetzen.
*RPE (rate of perceived exertion) wie erschöpft fühlst du dich Skala 1-10
Phase
Development Days
Stimulation Days
High-Performance Recovery Training
Rest Days
Fokus
Hohe Last, neuer Reiz
Moderate Intensität/Volumen
Aktive Regeneration
Systemische Erholung
Hinweis
1–2x/Woche, gezielte Überlastung für Fortschritt RPE 9-10
3 - 4x/Woche, Erhalt der Anpassung, ohne Überforderung RPE 7 - 8
1-2x/Woche, Mobility, Atmung, leichtes Conditioning RPE 5 - 6
Optional aktiv/passiv, kein Trainingsstress
Tipp: Nutze deine „guten Tage“ (hohe Erholung, wenig Schmerz) gezielt für Progression – an „schlechten Tagen“ reicht Stimulation oder Regeneration.
Phase
Introduction
Loading
Stabilization
Restoration
Taper
Dauer
1-2 Wochen
6-8 Wochen
1-2 Wochen
1-2 Wochen
1-2 Wochen
Beschreibung
Technik lernen, Gewebe vorbereiten, Kapazität aufbauen
Progressiver Overload (erst Volumen, dann Intensität)
Volumen & Intensität der letzten Loading-Woche beibehalten, Technik festigen
Volumen um 15–20 % senken, Superkompensation ermöglichen
Spezielle Form des Deloads: Volumen und/oder Intensität (30-50%) gezielt reduzieren, um vor wichtigen Belastungen (z.B. Wettkampf) das volle Leistungspotenzial zu entfalten
Deload:
Alle 4–8 Wochen gezielt Intensität reduzieren, um Überlastung und Rückschritte zu vermeiden (Cumming et al., 2024).
1. Belastung anpassen, nicht vermeiden
Reduziere schmerzhafte Bewegungsradien (z.B. keine tiefe Beugung bei Knieschmerz).
Nutze isometrische Übungen und Heavy Slow Resistance (HSR), um Sehnen und Gelenke zu stärken (Ruffino, Malliaras, Marchegiani, & Campana, 2021).
Kurze, häufige Einheiten helfen, Entzündungen zu vermeiden und Gewebe zu regenerieren.
2. Modifikationen & Hilfsmittel
Knie: Pad für Komfort, Block unter das Schienbein, Fuß flach aufstellen.
Hüfte: Winkel und Torsohaltung variieren, Block erhöhen.
Handgelenk/Schulter: Griff variieren, Bandunterstützung.
Hilfsmittel: Bänder, Blöcke, Straps, Handtücher.
3. Intra-Session-Methoden
Eccentric Training: Langsame negative Phase für Sehnenstärkung.
Isometrische Holds: Kraftaufbau in schmerzfreiem Bereich.
Supersätze: Kombiniere Gegenspieler (z.B. Deadlift + Lat-Stretch).
Positionsmodifikation: 1/2 kniend, Range of Motion anpassen.
End-of-Session Static Stretching: Fördert Regeneration und reduziert Muskelkater.
4. Ramp-Up Sets (John Rusin)
1Satz 50 % des Maximalgewichts: sanfte Vorbereitung
2 Satz 75 %: weitere Steigerung
3 Satz 110 % (1 Wiederholung): kontrollierte Spitzenbelastung für neuronale Aktivierung
Langsam steigern: Belastung und Bewegungsumfang schrittweise erhöhen.
Trainingstagebuch: Schmerz, Funktion und Bewegungsqualität regelmäßig dokumentieren.
Akute Schmerzspitzen vermeiden: Bei neuen, starken oder anhaltenden Schmerzen Training anpassen oder pausieren.
Mit cleverer Trainingsplanung, gezielter Modifikation und Monitoring kannst du trotz Kniebeschwerden sicher und effektiv trainieren. Schmerz ist ein Wegweiser – nutze ihn, um dein Training zu steuern und langfristig belastbar zu bleiben.
Im nächsten Blogpost geht es um Glaubenssätze, Mythen & die Macht des Gehirns: Warum Schmerz nicht immer Verletzung bedeutet.
Niklas Fricke ist Personal Trainer und Experte für Kniegesundheit mit Fokus auf schmerzfreie Leistungsfähigkeit. Er unterstützt sportlich aktive Menschen in Hamburg dabei, Verletzungen vorzubeugen und ihre Knie langfristig stark zu halten. Mit Qualifikationen als Pain-Free Knee Performance Specialist, Medical Fitness-Coach und Precision Nutrition Coach verbindet Niklas fundiertes Wissen mit praktischer Erfahrung. Seine eigene Geschichte mit Knieproblemen motiviert ihn, individuelle und nachhaltige Trainingslösungen zu entwickeln. Niklas ist außerdem Gastgeber des KneeVit Podcasts, in dem er kompakte, praxisnahe Tipps für junge Sportler teilt.
Sousa, C. A., Zourdos, M. C., Storey, A. G., & Helms, E. R. (2024). The importance of recovery in resistance training microcycle construction. Journal of Human Kinetics, 91(Spec Issue), 205–223. https://doi.org/10.5114/jhk/186659
Rønnestad, B. R., Hansen, E. A., Ellefsen, S., & Hallén, J. (2014). Effects of 12 weeks of block periodization on performance and performance indices in well-trained cyclists. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 24(2), 327–335. https://doi.org/10.1111/sms.12016
Cumming, S. L., Kelso, I., Papadopoulou, S. K., Tallent, J., Kelly, D. T., & Gee, T. I. (2024). Deloading in strength and physique sports: A narrative review and practical guide. Sports Medicine - Open, 10(1), Article 41. https://doi.org/10.1186/s40798-024-00691-y
Ruffino, D., Malliaras, P., Marchegiani, S., & Campana, V. (2021). Inertial flywheel vs heavy slow resistance training among athletes with patellar tendinopathy: A randomised trial. Physical Therapy in Sport, 52, 30–37. https://doi.org/10.1016/j.ptsp.2021.08.002