Die Messung und Interpretation cardiorespiratorischer Parameter ist grundlegend für das Monitoring von Trainingszustand, Erholung und Leistungsfähigkeit. Sie liefert sowohl objektive als auch subjektive Informationen über die physiologische Anpassung, Ermüdung und Trainingsbereitschaft.
Definition:
VO2max beschreibt das maximale Volumen an Sauerstoff (ml/kg/min), das der Körper unter Belastung aufnehmen und verwerten kann. Es ist ein zentraler Indikator der aeroben Kapazität und Ausdauerleistungsfähigkeit.
Physiologie:
VO2max wird bestimmt durch:
VO2max= Herzzeitvolumen (HZV)×(CaO2−CvO2)
Herzzeitvolumen (HZV) = Herzfrequenz × Schlagvolumen
CaO₂ = arterieller Sauerstoffgehalt
CvO₂ = venöser Sauerstoffgehalt
Eine größere Fähigkeit zur Sauerstoffaufnahme ermöglicht längeres und intensiveres Training.
Trainingswirkung:
· Aerobes Ausdauertraining verbessert VO2max durch:
o Erhöhtes Schlagvolumen
o Größere Kapillardichte
o Höhere mitochondriale Dichte
o Effizienteren Sauerstofftransport
Anwendung:
VO2max wird zur Leistungseinschätzung, Trainingsprogression und Erholungskontrolle genutzt. Sinkende Werte können auf Übertraining oder unzureichende Erholung hinweisen.
Ruhepuls (RHR):
Die Herzfrequenz in Ruhe spiegelt den kardiovaskulären Grundzustand wider. Ein niedriger Ruhepuls deutet auf gute kardiovaskuläre Fitness und effiziente Herzarbeit hin.
Belastungspuls:
Während Belastung steigt die HR proportional zur Intensität.
Maximale Herzfrequenz (MaxHR) ≈ 220 − Lebensalter (individuell variabel).
Herzfrequenz-Erholung (HRR):
Geschwindigkeit, mit der die HR nach Belastung fällt.
Schnelle HRR → gute autonome Regulation (Parasympathikusdominanz).
Monitoring:
Veränderungen in Ruhe- und Belastungspuls zeigen frühzeitig Ermüdung, Übertraining oder Stress an.
Definition:
HRV beschreibt die Variation der Zeitintervalle zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen (R-R-Intervalle).
Bedeutung:
Hohe HRV → flexible, anpassungsfähige autonome Regulation → optimale Erholung, Resilienz
Niedrige HRV → Sympathikusdominanz → Stress, Überlastung, Krankheit
Messverfahren:
Zeitbereichsanalyse (z. B. RMSSD): zeigt parasympathische Aktivität
Frequenzbereichsanalyse: zeigt Verhältnis Sympathikus/Parasympathikus
Praktischer Nutzen:
HRV ist ein validierter Biomarker zur Trainingssteuerung, Belastungs-/Erholungsbalance und mentalen Gesundheit.
Normalbereich: 12–16 Atemzüge/min in Ruhe
Belastung: AF steigt physiologisch
Dauerhaft erhöhte Ruhe-AF → Müdigkeit, Stress, beeinträchtigte aerobe Kapazität
Atmungseffizienz:
VE = Atemminutenvolumen (Minute Ventilation) = Atemfrequenz × Atemzugvolumen
VE/VO2 = Verhältnis der Atemminutenventilation zur Sauerstoffaufnahme (Effizienz der Atmung)
Hohe VE/VO2 → ineffiziente Sauerstoffaufnahme, Anzeichen von Ermüdung
Parameterinteraktion:
VO2max → physiologische Kapazität
HR & HRV → aktuelle Belastungs-/Erholungszustände
AF → Atemeffizienz & Ermüdungszeichen
Training & Erholung:
Niedrige HRV + erhöhter Ruhepuls → Warnsignal für reduzierte Erholung
Monitoring mittels Wearables → datenbasierte Steuerung der Belastungsintensität
Warum HRV wichtig ist:
Spiegel des autonomen Nervensystems
Feiner als Ruhepuls: zeigt Stresslevel, Schlafqualität, Trainingsbereitschaft, Immunstatus
Einflussfaktoren:
Positiv: Schlaf, Ernährung, moderate Bewegung, Atemübungen, Entspannung
Negativ: Intensives Training, Schlafmangel, Dehydration, Stress, Alkohol, Krankheit
Messmethoden:
Kurzzeit: 1–5 min, morgens nach Aufwachen
Langzeit: 24h Wearables (z. B. Polar, Garmin, WHOOP, Oura Ring)
Parameter: RMSSD (Parasympathikus), SDNN (Gesamtvariabilität)
Trainingseinfluss:
Grüne Zone → Körper bereit für intensive Einheiten
Rote Zone → Deload, Techniktraining, aktive Erholung
Langfristiger Trend > einzelne Werte
Individuelle Unterschiede:
Absolute Werte variieren (30–100 ms)
Entscheidender ist der eigene Trend
Funktion:
Längster Hirnnerv, Hauptakteur des Parasympathikus
Steuert Herz, Blutdruck, Verdauung, Entzündungshemmung, Stressreaktion
Regeneration auf Zellebene:
Umschalten von Sympathikus → Parasympathikus
Senkt Herzfrequenz, reguliert Blutdruck, verbessert Durchblutung, steuert Entzündung
HRV als Spiegel der Vagusaktivität:
Hohe HRV → belastbar, stressresistent, anpassungsfähig
Niedrige HRV → Warnsignal für Übertraining, Stress, Infektion
Darm-Hirn-Achse:
Vagus überwacht Magen-Darm-Bewegungen, Speichel, Säure, Nährstoffaufnahme, Hungergefühl, Immunstatus
Atmung als Werkzeug:
Tiefe Nasenatmung aktiviert Vagus, senkt Puls, steigert Erholung
Techniken: 4:7:8, Box-Breathing, lange Ausatmung, linksnasale Atmung
Cholinergische Entzündungsachse:
Vagus unterdrückt pro-inflammatorische Zytokine via Acetylcholin
Schwacher Vagus → erhöhte chronische Entzündungen, langsame Heilung
Praktische Strategien:
Bewusstes Atmen, moderate Ausdauer, Kälte, Singen/Summen, Schlaf, Achtsamkeit
Hooper-Index: tägliche Einschätzung Müdigkeit, Muskelkater, Schlaf, Stress
RPE (Borg Skala 6–20 / 0–10): subjektive Belastungssteuerung
Sprungtests (CMJ): Explosivkraft, neuromuskuläre Ermüdung
Krafttests: Maximalkraft, isometrische Tests → Ermüdung erkennen
Monotonie: Mittelwert/SD täglicher Belastung → Risiko Überlastung
Strain: Monotonie × Gesamtbelastung → Risiko Ermüdung/Verletzung
Protektiv:
Hohe HRV, niedriger Ruhepuls, geringe subjektive Ermüdung
Stabile/steigende Sprung-/Kraftleistung
Normale bis hohe VO2max, gute hormonelle Balance
Risikobehaftet:
Niedrige HRV, erhöhter Ruhepuls, negative Hooper-Scores
Leistungseinbruch, steigende RPE
Hohe Monotonie/Strain, hormonelles Ungleichgewicht
Symptome Übertraining: Motivationseinbruch, Schlafstörungen, Muskelschmerzen, geschwächtes Immunsystem
Weitere Marker:
Autonome Dysbalance, Rate-Pressure-Product ↑
Physiologische Biomarker: CK, CRP, LDH
Kognitive Symptome: Konzentrationsstörung, mentale Ermüdung
Empfehlungen:
Regelmäßiges Monitoring (subjektiv + objektiv + Biomarker)
Individuelle Schwellen für Warnsignale
Frühzeitige Intervention: Training anpassen, Erholung fördern
Z-Score: standardisierte Abweichung vom Gruppenmittelwert
SWC (Smallest Worthwhile Change): kleinste relevante Veränderung
T-Test: Signifikanzprüfung zwischen Messzeitpunkten
Individuelle Analyse: Kombination aus subjektiven, objektiven und statistischen Daten
Praxis:
Initial Baseline erfassen, regelmäßige Tests mit SWC/Z-Score auswerten
Auffälligkeiten → Trainingsplanung anpassen
Ziel: objektive Leistungsoptimierung, Überlastungsprävention, nachhaltige Anpassung
Fazit
Die Kombination aus VO2max, Herzfrequenz, HRV, Atemfrequenz, Vagusaktivität und statistischer Analyse bildet ein robustes System, um Training und Erholung evidenzbasiert zu steuern.
Früherkennung von Überlastung
Optimale Trainingsanpassung
Nachhaltige Leistungssteigerung
Verbesserte Erholung & Stressresistenz
Niklas Fricke ist Personal Trainer und Experte für Kniegesundheit mit Fokus auf schmerzfreie Leistungsfähigkeit. Er unterstützt sportlich aktive Menschen in Hamburg dabei, Verletzungen vorzubeugen und ihre Knie langfristig stark zu halten. Mit Qualifikationen als Pain-Free Knee Performance Specialist, Medical Fitness-Coach und Precision Nutrition Coach verbindet Niklas fundiertes Wissen mit praktischer Erfahrung. Seine eigene Geschichte mit Knieproblemen motiviert ihn, individuelle und nachhaltige Trainingslösungen zu entwickeln. Niklas ist außerdem Gastgeber des KneeVit Podcasts, in dem er kompakte, praxisnahe Tipps für junge Sportler teilt.